Sektion Bergclub Ilmenau des Deutschen Alpenvereins e. V. (Henkelreißer) Sektion Bergclub Ilmenau des Deutschen Alpenvereins e. V. (Henkelreißer)

South Island


Ein Beitrag von Christoph B.
Anfang:

Ich hatte die Möglichkeit um Ostern zwei Wochen auf Neuseeland's South Island zu verbringen und dort mit zwei Freunden aus dem Tramping Club der Uni ein paar Trekkingtouren im Arthur's Pass National Park (etwa in der Mitte der Südinsel), zu unternehmen. Tramping = Wandern in Neuseeland; der Club ist aber nicht so, wie man sich einen Wanderclub in Deutschland vorstellen würde. Tramping in Neuseeland kann als unabhängiger beschrieben werden. Das Wegenetz ist weitaus dünner, die Hütten sind unbewirtet und manchen Regionen trift man nur sehr selten auf andere Wanderer. Gute Vorbereitung ist wichtig, da man auch in nicht alpinen Regionen bei stärkeren Regen schnell festsitzen kann, da Flüsse unpassierbar werden - zu jeder Jahreszeit. Zudem ist die Wettervorhersage hier wesentlich schwieriger als in den europäischen Alpen.
Ein paar Eindrücke der Touren:
Flug zur Südinsel bei schönsten Wetter und bester Sicht.
Der erste Blick auf die Southern Alps und das was mich die nächsten zwei Wochen beschäftigen wird - Auf- und Abwärts. Der Blickwinkel des Flugzeugs macht die geringe Bevölkerungsdichte glaubhaft (etwa 14Menschen/m², Zahlen über Schafe und Opossums hab ich leider nicht parat, sollen jedoch weit höher liegen). Es ist schon richtig Herbst und hat schonmal geschneit dieses Jahr (02. April 2009).
Am Sonntag sind wir ins Arthur's Pass Village gestartet. Die Busfahrt (kleiner Shuttle Bus mit vielleicht 25-30 Plätzen und Anhänger) war recht zügig. Ich fand's beinahe zu zügig, aber der Busfahrer schien die Strecke mit allen Kurven und einspurigen Brücken zu kennen. Wir wurden von genau Null Autos überholt, verwunderlicher Weise haben wir kein Auto mit dem Bus überholt. Die erste Tour ging auf den Avalanche Peak (1833m). Nachdem der Regen schon bei unserer Ankunft einsetzte bekamen wir wenigsten einen Regenbogen zu sehen, nachdem es wieder etwas aufklarte. Nass waren wir trotzdem.
Gipfelgrat bei Wind und Regen.
Los geht's zur ersten drei-Tages-Tour ins Tal hinten rechts
Die erste der Hütten, die wir genutzt haben (in Neuseeland gibt es insgesamt über 950 im ganzen Land verstreut): Edwards Hut. In den 60er Jahren erbaut und ziemlich gemütlich. Eine Übernachtung kostet NZ$15 (ungefähr 6€), wenn man keinen Jahrespass hat (NZ$90 für ein ganzes Jahr für fast alle Hütten). 10 Minuten nachdem wir angekommen waren setzte heftigerer Regen ein. Zwei Schweden hatten zum Glück schon Feuer gemacht.
Eins der größten Risiken sind anschwellende Flüsse bei Regen. Das kann tatsächlich aus einem kleinen Bach einen unpassierbaren Strom werden lassen. Das Gute ist, dass die Flüsse genauso schnell wieder abschwellen. Nach einer stürmischen und verregneten Nacht vertrieben wir den folgenden Regentag mit Holz sammeln, trocknen, lesen und Karten spielen. Gut, das wir zu fünf waren.
Am nächsten Morgen: Zumindest hatte der Regen aufgehört.
Die gibt's zu wirklich jeder noch so kleinen Hütte. Und standardmäßig immer 30 Meter entfernt.
Die Hütte von Innen mit Kamin und Kochstelle.
Nach dem Aufklaren bekamen wir gute Sicht und tolle Farben.
Ein Teil des steinigen Weges.
Da ging's irgendwo halb im Bach zum Pass hoch.
Wieder unter der Schneegrenze.
Der Kea, einer von wenigen alpinen Papageien auf der Welt und nur in den höheren Lagen der Südinsel zu finden. Mag Scheibengummis von Autos, Zelte, Schuhe und alles Essbare in unbeobachteten Rücksäcken. Zeigt absolut keine Scheu und traut sich bis auch weniger als einen halben Meter heran. Zugegeben, keine Singvögel, aber jeden Morgen zuverlässig beim Wecken, leider schon um Sechs. Unsere Wanderschuhe mussten wir eines Abends in Sicherheit bringen. Ich habe von Geschichten gehört, in denen am nächsten Morgen Wanderschuhe komplett zerfetzt und zertreut vor der Hütte lagen - mitten im Hinterland sicher unangenehm.
Das würde ich schon als kurzen Wintereinbruch bezeichnen. In der Nacht hatte es nochmal kräftig geschneit.
David (Neuseeland), Ich und Erik (Frankreich)
Schöner Kontrast der schneebedeckten Gipfel zum Tal. Ende der ersten Dreitages plus Regentags Tour.
River Crossing am nächsten Morgen! Natürlich zieht man die Schuhe nicht aus. Das würde einen spätestens beim 23. mal des Tages nerven, außerdem kann man besser auf den Steinen gehen. Zugegeben, das Wasser war extrem kalt - Schmelzwasser von den Bergen.
Steine und Wasser aus den Schuhen aussortieren.
Schier endloses Flusstal des Waimakariri Rivers. Die Nächste Hütte liegt etwa noch drei Stunden entfernt. Bis auf den Fakt, dass der Rucksack besonders schwer war, ein entspannter Tag. Da dies der Beginn einer vier Tageswanderung war, planten wir für mindestens fünf Tage Essen ein, was sich auch als sinnvoll herausstellte. Übrigens keine abgepackten Trockensachen, das liegt den Neuseeländern Gott sei dank nicht so sehr. Abends gab es immer Pasta oder Reis mit möglichst frischem Gemüse, Soße, Fleisch oder Fisch. Unterwegs empfehlen sich Nüsse und eine Art Kekse mit Aufstrich oder Käse. Einer aus dem Verein ist bekannt für seine gewagten Kreationen. Sein offizieller Tipp lautet: Nutella, Erdnussbutter, Käse und Salami auf einer Scheibe Cabin Bread - damit Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße in einen (siehe Photo von der Vereinswebseite des Tramping clubs). Ich hab mich dann immer auf Brot und einen Aufstrich beschränkt.
Blick ins Tal nach einem Pass. Ab hier wurde es wieder wärmer.
Typische Markierung der Wege. Nett und Umweltfreundlich. Leider manchmal auch unaufällig.
Old Julia Hut. Erbaut 1945! Das ist recht alt für eine Hütte in Neuseeland. Eigentlich vier Plätze, wir waren am Ende zu fünft (da gibt es ganz andere Rekorde zu "Wie viele Wanderer krieg ich in einer vier Mann Hütte", waren es 13?). Schon in der Hütte davor stellten wir fest, dass am Osterwochenende einfach zu viele Tramper unterwegs sind. Man fühlte sich wie bei einem Wettlauf. Viele sind früh am Morgen losgegangen, um noch einen Platz in der nahen neuen Julia Hut zu kriegen. Wir liefen wie gewohnt gegen Acht Uhr los - war ja Urlaub!
Innenansicht - sehr rustikal.
Richtig. Es ist Ostersonntag!
Eine der wenigen Hängebrücken im Nationalpark.
Das letzte Stück zum nächsten Pass vom Dry Creek aus (Creek ist ein Bach), der gar nicht so trocken war. Das erste Stück verlief mehr oder weniger im Bach über teils recht große Felsen. Der Pass war zwar nur rund 1400m hoch, der Ausgangspunkt jedoch 1000m tiefer. Man gewöhnt sich langsam an das Gewicht des Rucksacks. Außerdem hat man immer die Hoffnung, es kann jetzt eh nur noch besser werden. Naja, mit dem letzen Teil hatte keiner gerechnet. Kurz vor der Hütte mussten wir noch durch ein Stück Busch - ohne Weg. Sowas kostet immer viel Zeit und Kraft. Da am darauffolgenden Tag das Wetter zu verregnet war (schlecht, wenn man auf eine Mitfahrgelegenheit hofft - wer nimmt schon nasse Wanderer mit?), konnten wir uns zumindest ausreichend erholen. Zum Glück wurde immer vorsichtig kalkuliert. Man beachte die äußerst praktische und typische Wanderkleidung: schnelltrocknende Shorts.
Das erinnerte mich schon ein wenig an den Thüringer Wald. Jemand, der uns nach dieser Wanderung zurück zum Ausgangspunkt genommen hatte, schien sehr froh darüber zu sein, dass man hier unten das ganze Rehwild (wirklich alles) übers ganze (zu wirklich jeder Zeit) Jahr jagen kann - "nicht wie in Deutschland" (mich dabei ansehend). Nagut.
Avalanche Peak (1833m), war unser erstes Ziel verregnetes Ziel gewesen. Sieht gar nicht so schlimm von hier aus. Jedes Jahr (leider schon im Februar gewesen) findet ein Rennen über 26km vom Arthur's Pass Village auf den Gipfel, herunter ins hintere Tal und zurück statt.
Die Besten brauchen weniger als eine Stunde für die ersten 1000 Höhenmeter zum Gipfel. Der Jäger, der uns von der vorletzten Tour mitgenommen hatte, meinte dass er heute nicht mehr mitmacht, auf seine Knie verweisend. Der Weg nach Temple Col war der Beginn unserer letzten Zweitagestour.
Temple Col (Pass, 1774m). Nach anstrengenden und wackligen Bergauf über ein Geröllfeld ein entschädigendes wunderschönes Panorama.
Temple Col (Pass, 1774m). Nein, der Kamera ist vom Bergauf nicht schlecht geworden.
Blick zurück zum Pass (etwas links von der Mitte). Dankbarer Weise war der Hang zum runter rutschen geeignet. Nicht das was man seinen Schuhen wünscht dafür 10mal schneller als bergauf gehen.
David blickt zum Ziel des Tages, Goat Pass im linken Tal verborgen. Auf dem Rückweg war es Anfangs zum einen extrem Windig, dass man fast vom Weg umgeblasen wurde. Dann fing es an zu regnen. Daher habe ich auch keine Photos vom letzten Tag. Letztendlich kamen wir gerade zur richtigen Zeit zurück ins Dorf. Später schwollen die Flüsse wieder ziemlich an. In der Nähe wurden Regengüsse von mehreren Hundert (!) Litern pro Quadratmetern gemeldet.
Eine Sanctuary. Sehr günstige Unterkunft ohne Personal. Einfach anrufen und nach dem Schlüssel fragen. Alles weitere funktioniert auf Vertrauensbasis. Angenehm dank Feuerplatz und besser als ein Zelt im Regen.
Ein Weta! Die können auch viel, viel größer sein, als dieser etwa 7cm lange.
Zurück in der Nähe Christchurchs. Der Beweis. Es gibt auch Schafe in Neuseeland!
Ein kleiner Kletterfelsen.
Von einen der Gipfel der Port Hills aus Richtung Christchurch. Die Stadt selbst liegt unter dem Dunst wir standen etwas oberhalb. Das Besondere an dem Photo sind die Southern Alps, die man im Hintergrund vor Haufen-Wolken sehen kann. Nachdem wir im Nebel gestartet waren eine angenehme Überraschung.
Lyttelton. Eine typische Hafenstadt in der Nähe von Christchurch (mit dem längsten Straßentunnel Neuseelands verbunden - 1.9km). Expeditionen in die Antarktis starteten von hier aus.
Rückflug zur Nordinsel bei schönsten Wetter und bester Sicht.
Eins der Flusstäler, wie wir sie durchschritten, vom Flugzeug aus. Wohl der Waimakariri River. Die Flusstäler können Kilometerbreit sein, bei Niedrigwasser aber nur mehr ein flaches Tal als Fluss.
Aoraki/Mt Cook, der Höchste Berg Neuseelands, 3754m. Vor ein paar Jahren sind etwa 10m vom Gipfel abgerutscht, was nachweislich etwas vom Stolz der Neuseeländer gekostet hat. Konnte am 1. Weihnachtstag 1894 erstbestiegen werden. Auch Sir Edmund Hillary trainierte hier. Etwa 7.6m Regen bzw. Schnee pro Jahr in dieser Region, damit nicht ganz die Regenreichste Region Neuseelands (weit über 10m pro Jahr). Die Gletscher in diesem Gebiet wachsen nach 100 jähriger Rückzugsphase wieder um etwa 3m pro Woche (Fox Gletscher) bzw. rund 80m pro Jahr (Franz-Josef Gletscher).
Auf Wiedersehen South Island!


Mt Taranaki (2518m, North Island): Grenze des Nationalparks (grüner Baumgürtel) ist etwa eine Höhenlinie (400m). Auf der Spitze der erste Schnee des Jahres. Wichtig: Der Normalweg ist auf der Nordseite, den dort scheint hier die Sonne mittags. Ähnlichkeiten zum Mt. Fuji sind nicht zu verleugnen. Viele japanische Touristen im Flugzeug waren begeistert von der Aussicht! Mehr im Abschnitt Mt. Taranaki.